MK Gewerkschaften und Neuenrader BM-Kandidat Thomas Wette
diskutieren Coronasituation und zukunftsorientierte Veränderungen
Mit Betrieben Strategie zur Sicherung heimischer Arbeitsplätze entwickeln
Auf Einladung des Neuenrader SPD-Bürgermeisterkandidaten Thoma Wette haben SPD-Ratskandidat*innen aus heimischen Betrieben mit IG-Metall Gewerkschaftssekretär Fabian Ferber und dem märkischen DGB-Kreisvorsitzenden Bernd Schildknecht die aktuelle Situation der regionalen und lokalen Wirtschaft diskutiert. Zwei wesentliche Fragestellungen: Worauf haben wir uns bei der Corona-Krise in naher Zukunft einzustellen und wie kann eine langfristige Strategie zur Sicherung heimischer Arbeitsplätze aussehen?
Wann die wirtschaftliche Erholung kommt ist noch ungewiss
Schönwetterreden, dass bald und schnell alles wieder so ist, wie es vor einiger Zeit war, erteilt Ferber dabei eine Absage: „Man kann nicht sagen, es kommt der Herbst, die Sommerferien sind vorbei und in den Betrieben ist wieder so viel los wie vor zwei oder drei Jahren. Wer das behauptet, der redet nicht mit Menschen, die in den Betrieben unterwegs sind. Wir rechnen nicht damit, dass nach dem rapiden Abstieg der ebenso schnelle Aufstieg kommt, wir rechnen eher damit, dass sich das Tal ein bisschen verfestigt.“
Eine Erholung sei vielleicht ab Ende des kommenden Jahres denkbar, so der Gewerkschaftssekretär. Man wisse jetzt ja noch nicht, wie lange die Pandemie noch gehe und ob noch eine „zweite Welle kommt, die das alles noch verschlimmern würde“.
Wie schlimm es ist, sei aktuell auch ein großes Fragezeichen, erläutert Ferber. Er weist darauf hin, dass das Insolvenzrecht aktuell quasi auf Eis liege und deshalb in Sachen drohender Insolvenz nicht wie in normalen Zeiten gehandelt werden müsse. Ferber: „Wenn das Insolvenzrecht wieder greift, werden wir erleben, dass viele Betriebe, die über Jahrzehnte ein wichtiger Faktor des Zusammenlebens waren, eventuell arg existenzgefährdet sein werden.“
Enorme Veränderungen werden bei
den Automobilzulieferern zu bewältigen sein
Existenzielle Fragestellungen gibt es aber nicht erst seit Corona, sind sich Gewerkschafter und Neuenrader Sozialdemokrat*innen beim Gespräch im Kaisergartensaal einig. Auf die Automobilindustrie und ihre Zulieferer sehen die Gewerkschafter enorme Veränderungsaufgaben zukommen. Die Veränderung in der Fahrzeugprodution, weg vom Verbrennungsmotor hin zu anderen Antriebsformen, werde massive Auswirkungen auf die heimische Automobil-Zulieferindustrie haben.
Es muss über Förderprogramme für Südwestfalen gesprochen werden
Da sind viele Arbeitsplätze gefährdet. Ferber: „Wir reden von Größenordnungen in Südwestfalen und dem Märkischen Kreis, die mit denen in der Braunkohle-Industrie zu vergleichen sind. Ich vermisse bei den politisch Verantwortlichen im Lande eine Diskussion darüber.“ Jetzt müsse darüber gesprochen werden wie die bestehenden Veränderungsnotwendigkeiten mit Förderprogrammen unterstützt werden können und wie zukunftsorientierte Wirtschaftsförderung aussieht.
Kompetente Förderakteure im MK und der Region können Betrieben helfen
Regional sei man da nicht schlecht aufgestellt, weisen die Gewerkschafter auf die GWS hin - die Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis. Ferber: „Die hat hervorragende Kompetenzen.“ Es gehe darum, mit Betrieben, die aktuell für die Automobilindustrie produzieren, darüber zu reden, welche Produkte mit Marktchancen künftig produziert werden können. Mit dem Institut für Umformtechnik und dem Kunststoffinstitut in Lüdenscheid, der Fachhochschule Südwestfalen und der Universität Siegen ließen sich da regionale und kompetente Akteure für Veränderungen ansprechen.
„Das ist auch ein Thema für Neuenrader Unternehmen“, weist Bürgermeister-Kandidat Thomas Wette auf die Automobilzulieferer in der Hönnestadt hin.
Hilfestellung sei insbesondere dann nötig, erläutert Ferber, wenn Betriebe keine eigenen Innovationskompetenzen haben. Diese sollten dann durch Wirtschaftsförderung vermittelt werden. Ferber: „Das ist viel wichtiger als in der Vergangenheit. Nur wenn wir das machen, können wir Arbeitsplätze retten und neue schaffen.“
Ferber warnt davor, dass Unternehmen Corona dazu nutzen Tabula rasa zu machen: „Es geht jetzt darum Beschäftigung zu sichern. Und da setze ich schon darauf, dass Arbeitgeber ihre Pflicht wahrnehmen, das tun viele auch.“ Betriebsrätinnen und Betriebsräte aus der Neuenrader SPD berichten den Gewerkschaftern von positiven Beispielen aus ihren Betrieben, wie man sich durch Corona zusammengesetzt und über machbare Veränderungen gesprochen habe.
„Es kommt jetzt darauf an in allen Branchen gute Ideen zur Marktreife zu bringen“, unterstreicht DGB-Kreisvorsitzender Bernd Schildknecht die Notwendigkeit durch Förderung die anstehenden Veränderungsaufgaben in der Region mit Unternehmen, GWS und Instituten gemeinschaftlich anzugehen. Auch um den Menschen zu zeigen, dass sie Vertrauen in die Organisationen haben können. Das sei auch deshalb dringend notwendig, weil die Veränderungen Zeit benötigen.